beuteltier schrieb: Hektik des Alltags, nur die Nacht gibt Ruhe, eigentlich. Dann wieder nicht. Denn ich liege wach und denke nach. Ich kann mein Hirn einfach nicht abschalten, die Arbeit, das Leben, die Verantwortung für Alles, klar, das ist normal. Aber wo bleibt mein Wesen, meine Seele, mein Ich? Björn
Hallo Björn,
ich weiß nicht ob deine Situation mit meiner vor ein paar Jahren vergleichbar ist, aber die drei Zeilen, die ich aus deinem Beitrag zitiere, kommen mir sehr bekannt vor.
Ich war immer da, für meinen Beruf, für Frau und Familie, für diverse Ehrenämter. Wenn im Freundeskreis einer überfordert war, ich war zur Stelle. Das es mich auch noch gibt, habe ich meist gar nicht bemerkt. Verantwortlich habe ich mich für alles gefühlt!
Mit der Zeit bin ich immer wieder in kleinere schwarze Löcher gefallen, Ehrensache dass ich mich da selbst herausgezogen habe. "Ich bin wieder da für euch, für alle, jederzeit." Einen habe ich dabei immer vergessen! Rate mal wen?
Dass ich nachts zeitweise nicht schlafen konnte, habe ich ignoriert, hab diese "gewonnene" Zeit in meinem Homebüro verbracht oder den Schlaf mit Alkohol herbeigeführt. Meine Frau konnte mich auch nicht bremsen.
Dann, im Nachhinein nicht anders zu erwarten, kam ein größerer Zusammenbruch. Hatte wohl so eine Vorahnung und bin ein paar Monate etwas früher in Altersrente. Die gewonnen Zeit aber sofort für weitere Ehrenämter verwendet.
Nach dem Zusammenbruch hatte ich viel Zeit zum Nachdenken, für gute Gespräche ohne Eile.
Und plötzlich war "
Die Verantwortung für alles" wie du oben schreibst, weg von mir. Alles funktionierte genauso gut oder schlecht wie vorher, aber erstaunlicherweise ohne mich.
Langsam kam ein Umdenken mit der Einsicht, dass es mich auch noch gibt.
Ich fühle mich heute nicht mehr für zig Dinge verantwortlich, meine Kraft verwende ich für mich und für meine, durch langjährige Dialyse gesundheitlich angeschlagene Frau.
Wir versuchen jeden Tag so zu nehmen wie er kommt, wir leben heute, wir leben morgen, die Zukunft bereitet uns (meist) keine Sorgen mehr.
Oldman
PS: ich schreibe hier als Nierengesunder gelegentlich mit. Meine Frau hat dazu kaum mehr die Kraft und mit der Ernährung und div. anderen Dingen um die Dialyse kenn ich mich mittlerweile ganz gut aus.