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Lebensmüde 30 Okt 2016 00:31 #507129

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Hallo zusammen,

ihr scheint alle nierenkrank aber glücklich zu sein (es gab lange keinen Beitrag mehr im Seelen-Spiegel), ich leider nicht. Ich fühle mich im Moment wieder äußerst depressiv, die bevorstehende kalte Jahreszeit macht mir regelrecht Angst.
Viele von Euch kennen mich. Ich bin Kummer gewohnt und gehe im kommenden Juni bereits in mein 40. Dialysejahr. Es wird immer belastender ohne Nieren und mit sämtlichen Begleiterkrankungen zu leben. Jeder Tag ist unglaublich und unerhört anstrengend. Mein Blutdruck krebst irgendwo im Keller umher, ich habe Schmerzen oder Herzrhythmusstörungen, fühle mich depressiv oder einsam. Manchmal trifft auch alles zusammen. Am wohlsten fühle ich mich im Bett liegend. Aber es wäre der Anfang vom Ende, wenn ich die Bettzeiten weiter ausdehnen würde.
Suizidgedanken sind keine Seltenheit. Das Leben macht keine Freude mehr. Aber ich mag noch nicht gehen, diese Welt ist einfach zu schön. Ich möchte auch den nächsten Sommer erleben. Für vieles fehlt mir jedoch einfach die Kraft und Energie.
Heute z.B. wollte ich ursprünglich zusammen mit einem Freund auf ein Konzert gehen. Ich habe abgesagt, ich fand allein den Gedanken an die Menschenmassen und die Lautstärke beängstigend. Ich traue mir nichts mehr zu, mag nichts Neues beginnen aus Furcht, doch wieder zu scheitern.
Ich weiß nicht, was das alles noch soll, worin ich noch Sinn finden könnte.
Es überfordert mich, ständig die diversen Krankheiten managen zu müssen. Ich will nicht enden wie Werner (Geierlein), bei dem fast jeder Arztbesuch in einer neuen Krankheit mündet. Allerdings kann ich auch meinen Verstand nicht einfach abschalten und alles irgendwie laufen lassen. Ich brauche die Kontrolle über mich, aber manchmal wünsche ich mir, dass mir das jemand abnehmen könnte, diese Verantwortung für mich selbst.
Wie weit muss denn die Geduld reichen, um den ganzen Mist weiter ertragen zu können? Aktiv werde ich nichts unternehmen, aber ich wäre froh, eines Tages morgens nicht mehr aufzuwachen, damit die Quälerei ein Ende hat.
Danke für das Zuhören.

Liebe Grüße
Anja

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Lebensmüde 30 Okt 2016 08:54 #507130

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Hallo liebe Anja,

dass hier schon lange niemand mehr im Seelenspiegel geschrieben hat, heisst ja nicht, dass es uns allen so gut geht.
Ich kann Deine Gedanken und Sorgen nur zu gut nachempfinden, in vielen Dingen geht es mir ähnlich, auch wenn ich erst seit 2 Jahren dialysiere und es mir gesundheitlich besser geht, als Dir nach 40 Jahren.
Aber diese Kraft- und Ernergielosigkeit, ohne Hoffnung, dass es wirklich besser wird, die Gedanken, wie schön es wäre, morgends nicht mehr aufzuwachen, die kenne ich auch.
Eigentlich bin ich ein sehr optimistischer Mensch, aber die Tatsache, dass mein Mann mich, nach 35 gemeinsamen Jahren, gegen eine jüngere, hübsche, gesunde Frau eingetauscht hat, ist sehr schwer zu verkraften. Das ganze Leben ist auf einmal ein einziger Scherbenhaufen. gesundheit weg, Mann weg und irgendwann auch mein Zuhause weg, denn die Finanzen sehen miserabel aus. Das kann einem schon den ganzen Lebensmut nehmen, den wir doch so dringend brauchen.

Aber wie Du schon geschrieben hast, diese Welt ist einfach zu schön. Solange wir noch Freude bei einem herrlichen Sonnenuntergang verspüren können oder den Duft des Regens nach einem heissen Sommertag geniessen können, solange sollten wir weiterkämpfen. Und tatsächlich passieren manchmal Sachen, da könnte ich mich vor Lachen auf dem Boden wälzen. Wie z.B. gestern als mein Kater Murphy, mein kleiner Oxytocin Spender, sich stolz thronend auf einem Autodach durch die Gegend chauffieren liess.

So, nun hab ich mich auch ein wenig ausgeheult. Tut gut, aber nun ist auch wieder die Zeit, mir die Nase zu putzen und irgendwie weiter zu machen. Zu hoffen, dass nach dem langen, grauen Winter, vor dem ich auch viel Angst habe, doch wieder ein schöner Frühling kommt und ein duftender Sommer. Und wer weiss, vielleicht sogar mal ein Mann, der mich so mag, wie ich bin.

Liebe Anja, ich wünsche Dir alles, alles Gute, ich denke an Dich.

Ganz liebe Grüße
Sabine

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Lebensmüde 30 Okt 2016 18:08 #507134

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Liebe Anja!
Ich verstehe dich - ich fühle mit dir und ich kenne diese Situation ganz genau!
Du darfst wissen, dass ich an dich denke.
Und dass ich dir wünsche, dass dieses schwere, dunkle Tuch sich ganz schnell in Wohlgefallen auflöst und du wieder mehr Leichtigkeit, Zuversicht, Licht in dir spürst!
Fühle dich freundlich umarmt. Barbara

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Lebensmüde 31 Okt 2016 00:50 #507138

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Liebe Anja,
weil ich das gut kenne, das Gefühl der Einsamkeit und des Aufgeben wollens bzw. wenn man einfach die Nase voll hat, wenn der scheinbar einem unter den Händen zerfallende Körper wieder mit einem neuen Problem aufwartet und ein neuer Arzt gefunden werden muß - deshalb möchte ich Dir schreiben, weil ich gerade heute mich bei den schönen Sonnenstunden (zumindest in Berlin) aufgemacht habe zu einem größeren Spaziergang. Die Luft, die Sonne, die Bewegung tat gut. Schließlich ergab sich sogar noch ein Kaffetrinken mit Nachbarn. In letzter Zeit habe ich auch mehr Mut über meine Krankheit(en) zu sprechen und bin überrascht über Anteilnahme und die wirklich nützlichen Hinweise oder Unterstützung. Ich hoffe, dass ich auch beim nächsten Mal, wenn mir elend ist, die Kraft habe rauszugehen, Freunde aufzusuchen und mir helfen zu lassen. Ich wünsche Dir von Herzen auch diese Kraft und schicke Dir einen Sonnenstrahl, den ich heute eingefangen habe :-)
viele Grüße
Lutz

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Lebensmüde 03 Nov 2016 18:38 #507160

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Hallo zusammen,

danke für Eure lieben Wünsche. Genau Lutz, rausgehen ist das Mittel der Wahl, wenn gar nichts mehr geht. Die Bewegung an frischer Luft dazu bei Sonnenschein macht etwas aus. Auch soziale Kontakte sind wichtig. Sich selbst motivieren ist manchmal nicht leicht, aber Mensch schafft oft mehr als er denkt. In den letzten Tagen ging es mir wieder besser.

Lieben Gruß
Anja

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Lebensmüde 06 Nov 2016 10:47 #507176

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Liebe Anja,

oh je, ich habe erst jetzt wieder bei DO reingeschaut und auch Deinen Beitrag gelesen. Selten bin ich sprachlos und weiß nicht, wie und was ich sagen soll, noch dazu, weil wir uns gut kennen. Wenige Menschen haben solche Erfahrungen machen müssen wie Du. Deshalb ist es schwer, hier Hilfe zu geben mit Worten, denn wer hat schon 40 Jahre Dialyseerfahrung? Und selbst wenn, kann Dir das helfen? Ich bin aber froh, dass es Dir inzwischen wieder etwas besser geht. Du hast das alles so treffend formuliert und weil ich Dich kenne, ahne ich, was Du empfindest. Ich kann Dir nur Mut machen und Dir sagen, dass Du der tapferste und kämpferischste Mensch bist, den ich jemals kennengelernt habe. Ob Dir das nun hilft oder nicht, keine Ahnung!

Ich kann nichts mehr sagen...

Liebe Grüße von Björn

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Lebensmüde 13 Nov 2016 18:19 #507222

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Hallo liebe silber,

ja, nach so langer Dialysezeit kann man diese Gedanken verstehen. Das haben bestimmt auch Menschen die noch nicht solange an der Dia sind wie du....Diese graue, düstere, naßkalte, furchtbare Winterzeit mag ich auch nicht. Würde auch lieber auf Samoa oder den Seychellen leben. Türkisblaues Meer, weißer Sand und Palmen wohin das Auge reicht...hmmmmm .....
Ich bin auch in der Situation, das jeden Tag ein anderes Körperteil zum Arzt will und ich schlepp´mich halt dahin. Sitze im Wartezimmer, steck´mich mit irgendwelchen Viren an und schnupfe und huste zum Dank sechs Wochen lang, bin kränker als zuvor und das finde ich garnicht lustig.
Da ich wegen meiner Arthrose in den Händen keine Faust mehr machen kann, sieht auch die Drohgebärde gegen Gott und die Welt , wenn ich wieder mal down bin....sehr putzig aus und dann muß ich wieder lachen.
Habe mir deswegen (wegen meiner Hände) nicht wegen Gott und der Welt! so kleine Kästchen an den Fenstern anbringen lassen und jetzt fahren alle Rollos auf Knopfdruck, mit der Fernbedienung, rauf und wieder runter und wieder rauf und runter, ohne jegliche Anstrengung meinerseits. Klasse....Und das Treppensteigen entfällt auch, was heißt hier steigen, das ist reichlich übertrieben. Eigentlich bin ich auf allen Vieren die Treppe hochgekrabbelt...nicht gestiegen, so! Also hab´ich mir einen Treppenlift einbauen lassen, jetzt fahr´ich die Treppe gemächlich hoch und wieder runter, dann wieder hoch und runter, kann meine Bilder an der Wand bewundern und sehe gleichzeitig daß hier und da Staubwischen keine so schlechte Idee wäre. Wieder etwas mehr an Lebensqualität und Selbständigkeit erhalten!!!
Die dunklen Tage verbringe ich am liebsten mit Lesen eines guten, spannenden Schmökers, Duftlampen und Kerzen verströmen ihren betörenden Duft, daß ich manchmal denke ob das förderlich für meinen Geruchssinn ist? Na egal, da ich sowieso keine Waldspaziergänge mehr machen kann, muß halt künstlicher Tannen,-, Lemonen,- Zedernholzduft, oder das gute, alte Patchouli herhalten. Räucherstäbchen, daß die Lunge auch was davon hat, mag´ich auch sehr gerne. Schöne Musik hören, gute Gespräche mit Menschen führen, die einem wichtig sind und denen ich wichtig bin und irgendwann, ja irgendwann wird´s wieder März und heller und darauf freu´ich mich ganz besonders....
Liebe silber, ich drücke dich von Herzen und wünsche dir, daß du so bald wie möglich aus dem tiefen Tal der dunklen und düsteren Gedanken rauskommst und daß du dich wieder auf etwas freuen kannst. Wenn´s auch vorerst nur eine Kleinigkeit ist....

Alles Liebe
Littlesmile

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Hi :)

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