THEMA:

Hallo,

die Sonntage waren mir schon immer ein Graus. Dieser zweite dialysefreie Tag und das Alleinsein... Und wenn man sich dann aufrafft und etwas unternimmt - bricht man sich gleich mal eben so den Zeh.
Irgendwie fühlt man sich hier bei D-O auch schon zu Hause. Dann bin ich mal so frei und lasse Euch an meiner Dichtkunst teilhaben, die für mich und vielleicht auch für Euch ermunternd wirkt:

In meiner Mitte

Manchmal bin ich traurig:
Ich denke an das Elend der Welt, die notleidenden Menschen.
Ich denke an die Gewalt auf der Straße und in den Familien.
Ich denke an liebe Menschen, die nicht mehr sind und
an mein eigenes schweres Leben.
Aber in meiner Mitte da steckt Heiterkeit:
Ich sehe in leuchtende Augen,
ich sehe in ein strahlendes Gesicht.
Ich höre lachende Stimmen
und bekomm wieder Zuversicht.
Ich lausche schwatzenden Menschen,
und Freude breitet sich aus in meinem Herzen.

Manchmal bin ich wütend:
Ich frage mich, warum wir es zulassen, dieses Elend auf der Welt.
Ich frage mich, warum wir wegsehen wenn Gewalt Leben zerstört.
Ich frage mich, warum seit ihr so früh gegangen
und warum nicht ich?
Doch in meiner Mitte spür ich auch Gelassenheit:
Es gibt noch so viel zu genießen,
und es gibt noch viel zu träumen.
Die Klänge, den Duft und die Farben-
das möchte ich nicht versäumen.
Es gibt noch viel zu erleben,
und Ruhe durchströmt meinen Körper.

Manchmal habe ich Angst:
Wird die Menschheit sich selbst zerstören durch Kriege, Gier oder Hass?
Werden unsere Kinder in eine glückliche Zukunft gehen?
Werde ich bald sterben müssen
und wer ist dann bei mir?
Hier in meiner Mitte finde ich ausreichend Mut:
Ich will mein Leben anpacken,
mir stets neue Ziele erwählen.
Ich will mich nicht umwerfen lassen
und will mich nicht lange quälen.
Ich will kämpfen
und Kraft stärkt meinen Geist.

Manchmal bin ich einsam:
Dann habe ich Sehnsucht nach Nähe, wünschte es wäre jemand hier.
Ich sehne mich nach einer Schulter, an die ich mich lehnen kann.
Ich sehne mich nach Geborgenheit, Wärme und Schutz.
Und tief in meiner Mitte fühle ich ganz viel Liebe:
Sie reicht für die Menschen,
die mich umgeben.
Sie reicht, um mir gut zu tun.
Sie reicht für ein ganzes Leben.
Sie reicht für dich und für mich, für uns.
Wenn Liebe meine Seele erfüllt ist alles gut.

Wünsche allen noch einen schönen Sonntag.
Anja

Hallo Anja,

noch ein Gedicht:

LEBEN



Mächtig, düster und feucht -
so steht sie da die Mauer
meine Heerscharen sind an ihr zerbrochen
unüberwindbar !
aber soll ich umkehren - aufgeben ?


Da steigt ein Schmetterling auf
von der anderen Seite und läßt sich
auf der Mauer nieder.
Seine bunten Flügel bewegen sich
sanft im Wind.
Ich starre hinauf zu ihm - ein Farbtupfer - hier ?


Da fällt die Mauer grau und dick


Die Augen aber müssen sich erst gewöhnen
an die Weite dahinter.
Grenzenlos das Blühen - und das Staunen,
Leben wohin der Blick auch fällt
SCHAU DA !!!
Schau wie die Strahlen der Sonne
sich im fröhlichen Tanz auf dem See spiegeln !
Hinter mir ranken die ersten Pflanzen
um die Steine der Mauer, die -
zum Schutz gedacht doch zum Gefängnis wurde.


Danke oh Schmetterling danke,
danke daß DU mein Herz berührtest.



Noch einen ereignisreichen Restsonntag

Parzival

Bravo, das hast Du glaube ich für jeden von den Menschen geschrieben, ob krank oder gesund, einsam oder amilie und und und. Ganz toll gesagt. Danke dafür, Albertine

Auch schön, Danke Albertine

Hallo parzival,

Schmetterlingsgedanken - ich mag Schmetterlingsgedanken, die so leicht sind wie dessen Flügel.

Ein Bekannter hat so ein schönes Wort geprägt, das mir unglaublich gefiel:
Schmetterlingszeiten - für die Zeit des Verliebtseins. Und er meinte, dass man dafür Sorge tragen sollte, dass sie in einer Beziehung immer wieder kommen diese Schmetterlingzeiten, dass der Schmetterling nicht zerdrückt wird vor Arbeit und Problemen.

Sind nicht die Schmetterlinge ein schönes Bild für Leichtigkeit, Sorglosigkeit, Farbenvielfalt!

Schmetterlingszeiten, Schmetterlingsgedanken, Schmetterlingsgefühle -was gibt es noch???

Lieben Gruß
Anja

Schmetterlinge sind zarte Wesen, wie Blütenknospen die man behüten muss, egal wie lange die Beziehung dauert. Meine Eltern haben sich 36 Jahre geliebt und hatten immer noch Schmetterlinge im Bauch wenn einer den anderen gesehen hat. Das find ich in der heutigen kalten Zeit wunderschön.


Schlaft gut und eine gute Woche

Gruß Cosima