THEMA:

Ich hab da mal ne Frage,

werden denn nun ausschließlich Gewebespenden bezahlt oder auch die inneren Organe?
Bin jetzt etwas verunsichert, da ich auch einen Teil der Sendung heute morgen auf arte gesehen habe.
Haben wir deshalb zu wenig Organspenden, weil die Krankenhäuser dafür teuer bezahlen müssen?

Danke für eure Aufklärung
Anja

Hallo Anja,

weder die Organspenden noch die Gewebespenden werden direkt bezahlt. Bei den Organspenden ist es ja so, dass an den Organen selbst nichts verdient wird. Verdient wird bei den Organen am Transport, der Transplantation usw.

Bei den Geweben ist das etwas anders. Einige Gewebe können/müssen aufbereitet (prozessiert) werden. Bei dieser Aufbereitung entstehen aus diesen Geweben (z.B. Knochen, Herzklappen) nach dem Gesetz Gewebe, die Arzneimitteln gleichgestellt sind. Und dann darf mit diesen aufbereiteten Geweben (die jetzt nach dem Gesetz Arzneimittel sind) auch ganz legal gehandelt werden. Das menschliche Gewebe wird also zum Rohstoff für die Herstellung eines Arzneimittels mit dem gehandelt wird. Das ist das Problem.

Hier kann man Arzneimittel aus menschlichen Gewebe ganz normal erwerben: KLICK

Daran läßt sich leicht erkennen, wie viel Geld allein der Knochen eines Verstorbenen Wert ist...

VG
MaRIO

Hallo Mario!

Ich habe mir den Bericht heute auch angeschaut!
Müssen wir da nicht aufpassen, bzw. die Politiker die so was entscheiden, das dieses nicht auch irgendwann mit den Organen passiert? In Spanien gibt es ja schon finanzielle Anreitze, wenn man seine Organe spendet!

Ich bin ja mit meinen Gedanken immer schon bei D, bevor ich mir überhaupt Gedanken über A und B und so mache! Ist manchmal eine blöde Angewohnheit!

Ich habe nur Angst, dass irgendwann mal derjenige ein Organ bekommt, der die meisste Kohle auf den Tisch legt und der andere sterben muss, weil er nicht bezahlen kann!

Wie kann man sich davor schützen, wenn man für Gewebe schon bezahlt? Wie lange dauert es noch, bis wir hier einen Organhandelsmarkt haben?

Michi!!!

Hallo Michi,

genau das verunsichert mich.
Hält mich aber totzdem nicht davon ab, einen Organspendeausweis am Mann zu tragen.
LG, Anja

Hallo Michi,

die Zukunft ist ganz klar und hat längst begonnen:
Die vollständige Kommerzialisierung des Gesundheitswesens!

Diese Kommerzialisierung wird auch vor der Organspende und Organtransplantation nicht Halt machen. Es gibt ja heute schon genügend Stimmen (auch aus der Trasplantationsmedizin), die nach Anreizen oder Aufwandsentschädigungen bei der Organspende schreien.

Das ist letztlich nichts anderes als der Einstieg in die Kommerzialisierung bei der Organspende. Das alles wird natürlich unter dem Deckmäntelchen geschehen, dass man damit ja nur an mehr Organe kommen will um den Patienten zu helfen.
In Wirklichkeit wird dann aber immer mehr der Profit der transplantierenden Krankenhäuser im Vordergrund stehen - und die brauchen möglichst viel Organe um Gewinne zu machen.

Das ist mein (düsterer) Blick in die Zukunft der Organspende und Organtransplantation...

VG
MaRIO

Selten genug dass Mario und ich einer Meinung sind, aber wenn man Graf Dracula zum Chef der Blutbank machen kann (auch wenn er im Moment arg blass aussieht) habe ich die gleichen Befürchtungen!

Es gährt im Moment in allen Parteien am TX-Gesetz zu basteln (hat mir vor kurzem noch Heiner Lauterbach SPD erzählt) aber es wird noch sehr extrem diskutiert! Sollte Gelb/Schwarz so weitermachen sehe ich da gute Chancen dass sie es versieben!

Werner

Hallo Mario,

Du schreibst:

die Zukunft ist ganz klar und hat längst begonnen:
Die vollständige Kommerzialisierung des Gesundheitswesens!

war nicht die Organspende
(DSO-ein KfH-Ableger) und die Organtransplantation nicht schon immer kommerzialisiert? Oder glaubst Du es wurde aus Menschenfreundlichkeit gemacht.

Ist die Kommerzialsierung in der Medizin ein grundsätzlicher Nachteil? Ohne den Wunsch aus einer Handlung Geld zu verdienen würde es viele Angebote garnicht geben. Natürlich führen sie oft zum Selbstzweck und versuchen mit aller Gewalt die Nachfrage zu erhöhen. (Zentrumsdialys kontra Heimdialyse)

Dazu grundsätzlich Niklas Luhmann:


Wo liegen mögliche Ursachen für die Probleme des Krankheitssystems?
Systemprägender K r a n k h e i t s b e g r i f f
- „Krankheit ist eine mit Hilfe von Wissenschaft identifizierbare Abweichung von der Normalität
körperlicher bzw. psychischer Befindlichkeit und daher mit entsprechend isolierbaren Techniken zu
behandeln.“
- „Nicht das Heilen von Krankheiten, sondern das Herstellen von Gesundheit und damit einen jeweils
steigerungsfähigen Zustand, nämlich uneingeschränktes Wohlbefinden [wird] in Aussicht gestellt.“
(à WTO-Definition in: www.wto.org).
- „Nach dieser Definition ist die Gesamtbevölkerung krank und folglich behandlungsbedürftig.“
Anspruchsinflation
- Zunehmende Differenzierung führt zu zunehmender Individualisierung der Einzelpersonen.
- Selbstidentifikation läuft über Ansprüche bzw. der Erfahrung, ob diese erfüllt oder enttäuscht werden.
Diese Erfahrungen ermöglichen eine Informationsgewinnung und Persönlichkeitsaufbau im Anschluss
an diese Differenzierung.
- Die Funktionssysteme ermutigen dazu, Ansprüche auszureizen, die im Rahmen ihrer Funktion liegen
bzw. können sie jedenfalls nicht legitim zurückweisen.
P r o b l e m a t i k d e s S e l b s t a n t r i e b s
- System und Ansprüche bilden eine Steigerungsrelation, in der weder das eine noch das andere
Moment isoliert werden kann. Die Steigerungsrelation funktioniert nach dem Prinzip des
Selbstantriebs. Das Prinzip des Selbstantriebs liegt in der Erzeugung von Ansprüchen zur Erfüllung
von Ansprüchen.
Beeinflussung des Krankheitssystems und d a r a u s e n t s t e h e n d e K o n f l i k t e
- Fazit: Je geldabhängiger die Krankenversorgung wird, je höher also die wechselseitige Abhängigkeit
von Wirtschaftssystem und Krankensystem , desto wirksamer kann zwar über finanzielle Steuerung
ins Krankheitssystem eingegriffen werden, aber desto weniger rational (!), denn ökonomisch kann nur
die Ökonomie kalkuliert werden, also nur als Wirtschaftskalkül und nicht als Leidenskalkül!
- Problem: Krankheitssystem ist nicht in der Lage, sich selbst bzw. die im System selbst produzierten
Ansprüche einzuschränken. (Und evtl. auch sonst NIEMAND!)
- Konsequenzen: Individuen erfahren über ihre Ansprüche die Auswirkungen und reagieren darauf
nach Luhmann ohne Effekt im Krankensystem. Diese Reaktionen auf Enttäuschungen der Ansprüche
wirken sich wiederum auf andere Systeme aus, z. B. das Politische System.

aus: klick

viel Grüsse peter

Hallo Werner,

ich muß leider gestehen, ich verstehe das nicht:

Es gährt im Moment in allen Parteien am TX-Gesetz zu basteln (hat mir vor kurzem noch Heiner Lauterbach SPD erzählt) aber es wird noch sehr extrem diskutiert! Sollte Gelb/Schwarz so weitermachen sehe ich da gute Chancen dass sie es versieben!

Was hat Lauterbach Dir erzählt ? Wie und in welche Richtung soll gebastellt werden ?

Kannst Du mir das bitte erklären.

Viele Grüsse peter

Heiner Lauterbach (Schauspieler) oder Karl Lauterbach (SPD-Gesundheitsexperte)?

Sorry - war früh a Morgen, natürlich der Karl Lauterbach!

Kann ich!

Die Situation war günstig, Lauterbach und ich waren in einem Krankenhaus ein Stockwerk über einer neuen (privaten) Dialyse und ich fragte ihn, ob irgendwas zu dieser Problematik Dialyse geplant sei!

Er meinte: Es ist bekannt, dass Dialyse eine langwierige teure Behandlung ist und eer wußte um die Problematik der Organspende. Im Rahmen der allgemeinen Sparmaßnahmen wird auch dieser Bereich überdacht und in den Gremien und Ausschüssesn der Parteien und des Bundestages beraten. Insbesondere die Widerspruchsregel wird enorm kontrovers diskutiert! Eine Entscheidung ist nicht so schnell abzusehen! Es würde eher eine Gewissensentscheidung!

Er rechnet aber, dass die Parteien binnen Jahresfrist Vorschläge erarbeiten, die auch im Bundestag zur Abstimmung kommen!

Meine Befürchtungen sind nun aber auch, dass diese Vorschläge nicht nach sachlichen, sondern nach parteitaktischen Überlegungen bewertet werden. Man wird keinen Konsens suchen.

Werner

Hallo Werner,

Deine Erklärung liest sich jetzt anders. Wenn es bei den Diskussionen um die Widerspruchslösung geht, dann ist das doch positiv für die Transplantationsmedizin zu sehen.
Ob die sich letztlich durchsetzen kann ist ein rechtliches Problem. Zu den Kosteneinsparungen in der Dialyse, siehe meine diversen Ergüsse hier.

VG peter