THEMA:

Hallo,

mein Kreatinin ist in 7 Monaten von 3,9 auf 5 gestiegen, obwohl ich genug trinke. Warum hält sich das nicht bei mir? Ich wurde die letzten zwei Tage sehr gestresst. Kann das einen Einfluss haben?
Ich habe Antikörper und ein Antigen gegen meine potentielle Lebendspenderin und es soll nicht unkompliziert sein das zu waschen. Wenn es nicht klappt soll ich einfach an die Dialyse. Wie lange hätte ich erfahrungsgemäß noch Zeit ohne Dialyse?
Ich habe Ende des Jahres eine Katarakt-OP mit 36 Jahren und der Augenarzt will unbedingt Vollnarkose. Ist das noch machbar? Es wird immer alles besch... für mich

Das Auswaschen von Antikörpern ähnlich der Dialyse, nennt man Plasmapherese. Dabei wird das Plasma vom Patienten gegen Labor-Plasma per Filterverfahren ausgetauscht.
Über das Verfahren kann man recht viel googeln. So kann es passieren, dass dein Impfstatus sich komplett verändert weil solche Antikörper ebenso ausgewaschen werden.

Augen-OP würd ich mir niemals ohne Vollnarkose machen lassen, sag ich als jemand dem das linke Auge schonmal rausgenommen werden musste um zwei Muskeln zu kürzen, simple Schiel-OP als Kleinkind.

Wenn es um die Augen geht ist jede Sinneswahrnehmung ein gräuel für die Psyche.....das will man sich nicht antun.
Und wenn man eben nur Dämmerschlaf hat und das Gedächtnis möglichst nichts in Erinnerung behält, aber es gibt Dinge die will man nicht wissen.....
Ich hab zuviele traumatische Erinnerungen von meiner Post-Augen-OP-Phase über die ich nach >28 Jahren nochnicht sprechen kann weil der psychische Schmerz groß ist.... >_<

Das hängt auch damit zusammen, dass der Mensch ganz natürlich eine Todesangst vor Verletzungen am Auge hat oder dem Risiko zu Erblinden, das sind Urängste die uns schlimmer belasten können als Durst und Hunger.

lg
Chris

Ich weiss nicht genau ob ich Todesangst habe, oder ob ich das alles nur nicht mehr machen will.
Mir fällt jetzt auch noch ein, dass mein lokaler Nephrologe vor 8 Wochen noch einen Kreatinin von 4,0 gemessen hat. Die Augen-Op hätte ich ohne Narkose gemacht. Ich musste das schon vor über 10 Jahren ganz ohne Narkose machen, dabei wurden mir Linsen eingesetzt, jetzt kommen die mit meinen eigenen Linsen raus und neue rein. Die Dialyse stelle ich mir sehr mühsam vor mit dem ständigen hin und herfahren und stundenlangen liegen evtl. mit Schmerzen und Kreislaufproblemen

Ne ich stell mir deine Augen-OP echt Horror vor, Dialyse ist im Vergleich dazu noch lustig.

Kreislaufprobleme hat man an der Dialyse nur wenn man keine Ruhe gibt und sich überanstrengt.
Ich schlaf einfach die Dialyse durch. mit guten Kopfhörern hört man auch den Lärm im Raum nicht.

Wenn ich ausgeschlafen zur Dialyse gehe und nicht schlafen kann? Hilft eine gute Schlaftablette.

Weißt was meine größte Angst an der Dialyse ist? Dass ich dort jemals scheißen muss.
Gab mal einen Patienten dem haben sie ne Trennwand gebracht, das war ein Spektakel, sein Ruf bis zum Rest seines Lebens ruiniert -.-
Ich würd die Dialyse wohl hoffentlich abbrechen um aufs kurz aufs Klo gehen zu können o.o (Würde man mirs nicht erlauben, wär das Trauma perfekt...)

Darum bin ich immer ganz pingelig vor der Dialyse ordentlich aufs Klo zu gehen und zu duschen....damit mir das Trauma nicht passiert in einer fröhlichen Gruppe zu Scheißen x_X

EDIT:
Was für mich die ersten Dialysen auch sehr schlimm war: Ich war zu der Zeit sehr nikotin-süchtig. Die Dialyse hat bei mir also ständig das Verlangen nach einer Zigarette ausgelöst und ich war dauernt am Nikotin-Kaugummi-Kauen. Im nachhinein betrachtet hab ich damals einfach nochnet gelernt eine Ruhe zu geben und bin dummerweise wach gewesen. Die Dialyse geht dir nach spätestens einem Monat so am Popsch vorbei, dass du dort gemütlich durchschlafen kannst wenn du die richtige Schicht dafür nimmst, Nachmittagsschicht passt bei mir nicht so gut, aber Frühschicht oder eben jetzt Nachtschicht kann ich gut schlafen.

lg
Chris

Hallo Ste2,

Katarakt-OPs werden eigentlich in lokaler Betäubung gemacht. Das Problem ist nur, die Betäubungsspritze gibt es retrobulbär, hinter den Augapfel, man sticht also die Nadel von unter dem Auge nach hinten . Weil viele das so garstig finden, wie es klingt, wird oft dafür 3 Minuten Vollnarkose gegeben.
Weil ich schon etwas Spass mit meinen Augen hatte (knapp 30 OPs, einige kleiner, einige größer), hier meine Erfahrungen: zwei rettrobulbäre Betäubungen ohne Vollnarkose als Vorbereitung für umfangreiche panretinale Laserungen: der Arzt hatte Erfahrung, hat mir vorher erklärt, was er machen wird, auch das man kurz einen leichten Druck spürt und es schlimmer aussieht, als es ist. Er hatte Recht.
Erste Katarakt-OP, drei Minuten Vollnarkose für die Spritze. Die: "Das machen wir imemr soW; ich (in GEdanken) "Weicheier".
Bevor es zur zweiten atarakt-OP kam, hatte ich zwei Schlaganfälle; ich saß also beim Anästhesisten auf dem Stuhl, der hat sich den Vorbereitungsbogen durchgelesen und, ich weiß nicht, o ich schon irgendein leichtes Beruhigungsmittel intus hatte) mich beruhigend zugetextet und auf einmal hatte ich die Spritze schon bekommen.
Rückblickend hatten die alle schjon ihre Berufserfahrung, waren keine aufgeregten Jungspunde und konnten mit Menschen.

Als ich eben in Dein Profil geschaut hatte, hab ich auch den Thread zum Prolaktin gesehen. Kam etwas raus? Es gibt, kurzgefasst, zwei Ursachen: Niereninsuffizienz oder Prolaktinom; Prolaktinom kann man nur mit MRT feststellen, MRT bedeutet Kontrastmittel, Konttrastmittel ist für uns blöd. Das "gute": Die Behandlung ist in beiden Fällen gleiche: Bromocriptin. Das wird den Spiegel senken. Wenn Du irgendwann transplantiert bist und der Spegel niedrig bleibt, hattest Du kein Prolaktinom.

Deine Werte klingen unschön, aber mal abgesehen von den Zahlen auf dem Laborausdruck: Wie fühlst Du Dich? Wie geht es dir im Alltag?
Einen Spring im Krea von 3,5 auf 5,2 hatte ich auch einmal bei einem Infekt; mit den Entzündungswerten (CRP und Leukos) ging auch das Krea hoch; der Infekt wurde behandelt und etwas zeitversetzt nach den Entzündungswerten ging auch das Krea wieder auf den vorherigen Wert.
Was ebenfalls einen starken Einfluss hat, ist Muskelarbeit. Wenn du 2-3 Tage vor der Blutabnahme die Muskulatur mehr genutzt hast, macht sich das bemerkbar.

Das Kreatinin selbst hat keinen Effekt, wenn es höher ist (Google-Stichwort: Surrogatparameter); relevant ist die Kreatinin-Clearance. Was man wissen will, ist die gGFR, dazu braucht man die Konzentration von Kre im Blutserum und im Urin und berechnet daraus die Clearance. Um daas Uringepnsche und die Abhängigkeit von der Gewissenhaftigkeit beim Sammeln zu vermeiden, gibt es Formeln für die geschätze (engl. estimated) GFR, also eGFR; für die wird das Kreatinin gemessen und mit anderen Blutwerten, die nicht die Muskelmasse oder Muskelaktivität berücksichtigen, zu etwas verwurschtelt, aus dem Ärzte Therapieentschiedungen treffen.


FunFakt: ich habe mir mal Daten von Arnold Schwarzenegger und vom "Berg" zusammenstellen lassen;
zum Vergleich: ein normaler 70kg Mann hat einen Krea von 0,7 bis 1,2

Merkmal	Arnold Schwarzenegger (1970er)	Hafþór Júlíus Björnsson(2018–2020)
Größe	ca. 1,88 m	ca. 2,06 m
Wettkampfgewicht	107–115 kg	200–210 kg
Körperfettanteil	~5–7 %	~15–20 %
Muskelmasse (geschätzt)	95–100 kg	140–150 kg
Disziplin	Bodybuilding	Strongman
Bekannt für	Ästhetik, Symmetrie	Maximalkraft, rohe Masse
geschätzte Biomarker
Serum-Kreatinin	1,6–2,2 mg/dL	2,0–2,6 mg/dL
GFR (aus Kreatinin)	~60–80 ml/min	~40–70 ml/min
GFR (aus Cystatin C)	normal	normal
Muskelumsatz / Kreatinbedarf	hoch	extrem hoch

Ich kann verstehen, dass du gestrest bist, das ist gerade keine einfache Zeit. Es wird irgendwie weitergehen, aktuell weiß noch keiner genau, wie.
Es wird Dir nicht helfen, aber: Das wird es auch, wenn Du Dich nicht stressen läßt. Karma is a bitch.


vG
Anja

Ich bin an beiden Augen am Katarakt operiert worden, ohne Vollnarkose, keine Spritze, lokale Betäubung mittels Tropfen. Das ging super, keine Schmerzen. Bitte bei einem Augenarzt machen lassen, der die entsprechende Fallzahl hat und nicht nur gelegentlich operiert.

Ste2, ich verstehe, dass einem die Dialyse wie Horror vor Augen steht. Das war bei mir auch so. Aber dann ist es eine Behandlung, die einem ein ziemlich gutes Leben ermögllicht. Man muss sein Leben allerdings danach ausrichten. Das ist nicht immer leicht. Weil einem die Dialysetage fehlen, bekommt man einen Grad der Behinderung von 100.

Die Dialyse ist anstrengend, aber man kann etwas tun, dass man es gut ertragen kann. Sich an die Trinkmenge halten, viel Eiweiß essen, ein bisschen Bewegung etc. Du bist 36, also noch sehr jung. Das spielt ja auch eine Rolle. Als ich mit 29 Jahren mit der PD angefangen habe, fand ich es nicht anstrengend. Jetzt mache ich HD seit wieder 8 Jahren, das merke ich natürlich schon. Ich bin 32 Jahre in der Nierenersatztherapie und werde bald 61. Aber immer noch arbeite ich in Teilzeit, mache täglich meinen Sport. Ich muss viel schlafen und Pausen machen. Die Dialyse nutze ich in den ersten 3 Stunden zum Lesen und Bettradfahren. Dann schlafe ich (mache freiwillig 5 h).

Hast Du Dich schon mit der Bauchfelldialyse beschäftigt? Die könntest Du zu Hause machen. Beide Arten von Dialyse haben Vor- und Nachteile. Ich habe damals 7 Jahre Bauchfelldialyse gemacht.

Wie lange Du noch ohne Dialyse schaffen kannst, kann Dir niemand sagen. Ich wünsche Dir, dass es noch ein bisschen ohne geht. Und dass es am Ende doch klappt mit der Lebendspende.

Die Augen-OP wird doch sicherlich keine lange Vollnarkose brauchen, oder? Der Arzt wird schon wissen, warum er das so machen möchte. Es scheint ja keine einfache Linsen-OP zu sein. Ich habe eventuell auch eine OP vor mir, eine Vitrektomie. Noch möchte ich sie nicht, aber die geht nicht ohne Vollnarkose. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Narkose auf Deine Nieren geht. Aber das müsste Dir Dein Nephrologe sagen können.

Alles Gute für Dich, Ulrike

Hallo

vielen Dank für eure Antworten! Es hilft mir wirklich sehr, eure Erfahrungen zu lesen, besonders jetzt, wo so viele Fragen und Unsicherheiten in meinem Kopf kreisen.

Zum Kreatinin:
Ich hatte tatsächlich viel Stress und vor der Blutabnahme sogar Wutausbrüche. In den Tagen davor war ich zudem ziemlich müde. In zwei Wochen lasse ich nochmal Blut beim niedergelassenen Nephrologen abnehmen.

Mein CRP liegt aktuell bei 18, aber dazu bekomme ich keine klaren Informationen. Einen akuten Infekt merke ich eigentlich nicht, außer der bekannten Helicobacter-Infektion, deren Behandlung wegen der nötigen langen Antibiotika immer wieder verschoben wurde.

Was mich noch aufregt ist, dass der Chefarzt und Nephrologe in der Uniklinik fragt, ob ich schon dialysepflichtig sei und als ich "nein" sagte, meinte er nur: „Dann Wiedervorstellung in drei Monaten.“ Dass mein Kreatinin jetzt plötzlich bei 5 liegt, fand er auch nicht weiter schlimm. Blutwerte wie Parathormon würden dort grundsätzlich nicht gemessen und das soll der niedergelassene Nephrologe übernehmen. Und der niedergelassene Nephrologe versucht bei der Uniklinik Druck zu machen damit die Vorbereitungen für Lebendspende vorangehen, aber es tut sich nichts.

Zur Augen-OP:
Der Augenarzt besteht auf Vollnarkose, weil ich während des Eingriffs die Augen absolut nicht bewegen darf. Ich lasse das jetzt einfach auf mich zukommen, so kann ich auch sehen, wie mein Körper auf eine Narkose reagiert.

Zum Prolaktin:
Laut meinem Endokrinologen ist der erhöhte Wert eine Folge der Niereninsuffizienz und kann so bleiben. Ein MRT wurde bereits gemacht das war unauffällig.

Danke nochmal an euch alle, es tut gut, sich hier austauschen zu können.